Die Bundesländer sperren sich

Zu früh gefreut

Letzten Monat noch schien die Welt in Ordnung und die Bundesregierung bereit, das höchst willkommene und dringend gebrauchte Geld für die Digitalisierung in Schulen fließen zu lassen. Der Bundesrat jedoch lehnte die geplante Grundgesetzänderung ab, denn die Bundesländer wittern Verrat und die Aufweichung des Föderalismus.

Schade, eine Chance wurde vertan, endlich Schwung in die Sache zu bringen und mit längst überfälligen Reformen zu beginnen. Die Kleinstaaterei in der Bildungspolitik als Erfolgskonzept zu verkaufen, verkennt aus meiner Sicht die Realitäten.

Im Rahmen des Bologna-Prozesses sollen seit 1999 die Studiengänge und -abschlüsse europaweit harmonisiert werden. Allerdings wird bereits in Bayern ein Bremer Abitur nur milde belächelt. Was ist dann ein portugiesischer Bachelor in Warschau oder Sofia wert oder umgekehrt? Wenn es schon innerhalb der Bundesrepublik nicht gelingt, einheitliche Standards zu definieren und umzusetzen, wie soll es länderübergreifend funktionieren?

Höchste Zeit, sich den globalen Gegebenheiten und Erfordernissen anzupassen, anstatt sich süffisant über nord- oder ostdeutsche Schulabschlüsse zu mokieren. Manche haben die Zeichen der Zeit offenbar noch immer nicht erkannt. Schade.